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Low Cost Unix,

                   oder was kostet `/world'

Wenn man die Entwicklung des letzten Jahres Revue passieren laesst,
stellt man fest, dass sich im Workstation-Bereich ziemlich viel getan
hat. Der Preisverfall war vor allem in diesem Bereich sehr drastisch.
Ein komplette Unix-Workstation fuer 10000 DM scheint inzwischen
durchaus realistisch. Inzwischen gehoert ein Unix in einer
Studentenbude (zumindest im FB Informatik) nicht mehr zu den Exoten.
Angeregt durch diese Entwicklung, einem entsprechenden Artikel in der
letzten CeBIT-Chalisti und persoenliches Interesse begab ich mich,
bewaffnet mit eine Presseausweis, auf eine Rundreise zu verschiedenen
Herstellern. Die von mir getroffene Auswahl ist ziemlich willkuerlich
und nicht vollstaendig und durch meinen Zeitmangel arg begrenzt, aber
ich habe bis auf NeXT wohl die interessantesten Hersteller
abgeklappert. Eine Frage die ich jeden Hersteller stellte, in wie
weit man bereit ist, Studenten bei der Anschaffung zu unterstuetzen.

Zum Verfahren: Da ich weder Zeit noch Lust hatte mich durch das
allgemeine Gedraengel an mehr oder meist minder fachkompetente
Vorfuehrer durchzukaempfen ging ich immer Richtung Presseempfang.
Dort bat ich dann um einen Gespraechspartner zu den Themen `Low Cost
Unix' und `Vetriebspolitik im Hochschulbereich'. Hier machte sich
der Presseausweis der Jugendpresse sehr nuetzlich. Im Gegensatz zur
Messegesellschaft war man fast immmer kooperativ. In zumeist kurzer
Zeit hatte ich Ansprechpartner, die sich bis zu zwei Stunden Zeit
nahmen, mit mir ueber das Thema zu diskutieren. Die hier wiedergegebenen
Eindruecke sind natuerlich subjektiv.

Als erster Hersteller fand sich aus traditionellen Gruenden Commodore auf
meiner Liste. Dort praesentierte man den lange erwarteten Amiga 3000UX, der
nun endlich lieferbar sein soll.  Alles in allem macht der Rechner selber
noch einen sehr neuen, aber schon einigermassen stabilen Eindruck. Mit
Listenpreisen von 9300 DM fuer einen Rechner mit 68030 CPU, 25 MHz, 8MB Ram,
200 MB Platte, 1.44 MB Diskettenlaufwerk, 68882 Mathematik Coprozessor,
SVR4, Ethernet, TCP/IP, NFS und X Windows mit OpenLook will man dort in den
Bereich vorstossen in dem sich zur Zeit die 386'er Unixe tummeln. Auch von
der Performance her hat der Amiga seine Gegner im Lager der 386 basierten
EISA Architekturen zu suchen, denen gegenueber er jedoch einige kDM
Preisvorteil hat. Der Drystonewert vom Amiga 3000ux betraegt ca. 5700. Damit
liegt das Amiga-Unix ca. 3000 Drystones unter gleichwertigen Unixen auf
Basis von 68030/25 oder 80386/25 Prozessoren. (Anm. der Red.)

Allerdings sind in dem Preis nach Auskunft von Herrn Haering keine Updates
enhalten. Was den Hochschulbereich angeht, so ist man bei Commodore bereit
auch einzelnen Studenten Rabatte einzuraeumen, wenn diese ueber die Hochschule
herantreten. Commodore beabsichtigt mit dem Amiga 3000UX UNIX fuer einen
breiten Markt attraktiv zu machen. Dies ist auch der Grund fuer die enge
Kooperaton mit AT&T.

Weg von AT&T hingegen will Hewlett Packard ( += Apollo ). Veraergert ueber
die Lizenzpolitik des Branchenriesen AT&T setzt man auf OSF/1, dessen
Verfuegbarkeit aber die Absehbarkeitsrelation noch nicht erfuellt (...
dessen Absehbarkeit die Verfuegbarkeitsrelation nicht nicht ...). Jedenfalls
kann man es noch nicht bekommen. Preislich liegt man mit der Serie 400/030
im Berch von 12000 DM fuer 8 MB RAM, 200 MB Festplatte und eine Maschine mit
19" Monitor (1280 mal 1024 Pixel monochrom) auf 68030 Basis. Rabatte
bekommen lediglich Hochschulen (bis 35%). Einzelne Studenten oder
Studentengruppen sind fuer HP noch kein erkennbares Kaeuferpotential. Zitat:
"Wir haben in diesem Bereich noch keine Erfahrungen." Auf die zukuenftige
Rolle von Domain OS (Hpollo) angesprochen, reagierte mein Ansprechpartner
gut vorbereitet. Natuerlich werde es weiter unterstuetzt. Allerdings
beabsichtige man in ferner Zukunft (und in einer entfernten Galaxis, Anm.
des Tippsoiden) es in OSF/1 zu integrieren.

Gelungen hingegen scheint die Integration von Sun OS und System V Release 4.
Dort zeigt man sich zuversichtlich, noch dieses Jahr mit der Auslieferung
der neuen Version zu beginnen. Trotz der zu erwartenden Flut von Sun-Clones,
die in vielen PC-Magazinen schon beschworen worden ist, gibt man sich bei
Sun gelassen. Sun deckt den Low-Cost Markt nach eigenen Angaben gleich mit
zwei verschiedenen Modellen ab. Das kleinste Geraet, die SLC ("Sun Low
Cost") ist mit Hochschulrabatt schon fuer rund 8000 DM plus MwSt zu haben.
Fuer dieses Geld bekommt man eine CPU plus 8 MB RAM, Monitor, Ethernet,
jedoch keine Platte oder Diskettenstation. Mit jedem Geraet von Sun erwirbt
man das Nutzungsrecht fuer das Betriebsystem, aber keine Handbuecher oder
Kopie des Systems. Als zweites Modell bietet Sun die IPC (Herr Finke: "Ich
uebersetze das immer mit `Instead a PC'") an. Diese Maschine ist mit 207 MB
Harddisk, 1.44 MB, Monitor, Diskettenlaufwerk, Ethernet, 8 MB RAM und zwei
freien S-Bus Slots schon eher fuer einen Stand-alone-Betrieb geeignet.
Dafuer muss mensch (courtesy of Terra) dann selbst als Hochschule schon 13
Kilo-Deh-Em plus MwSt anlegen.  Auch hier ist man bereit, Studenten Rabatte
zu gewaehren, wenn diese ueber die Hochschule an Sun herantreten.

Dieses braucht man bei Apple nicht. Fuer die Modelle, fuer die es
Studentenrabatte gibt, reicht ein Studienausweis. Leider ist die Menge der
Apple-Rechner, die UNIX faehig ist zur Zeit noch disjunkt mit der Menge der
Apple-Rechner, die in diesem Foerderprogramm angeboten wird. Inoffiziell
wurde verlautbart, dass dies "nicht unumstoesslich" sei. Zur Zeit bietet
Apple sein A/UX (ein UNIX ohne X, welches auf System V Release 2 basiert)
fuer 2140 DM auf Disketten an. Fuer 1000 DM mehr bekommt man es auf CD incl.
eines passenden Laufwerkes. Das X-Window System, bei allen anderen
aufgefuehrten Anbietern im Preis enthalten, duennt das strapazierte
Studentenbudget um weitere 735 DM aus. Die zum Betrieb notwendige minimale
Plattform, bestehend aus einem Mac IIsi mit 5 MB RAM, 40 MB Harddisk und
einem 1.44 MB Laufwerk, schlaegt dann noch einmal mit 10270 DM zu Buche. In
diesem Preis ist ein Mathe-Coprozessor enthalten, der zum Betrieb des UNIX
eigenartigerweise notwendig ist. Fuer den dauerhaften Stand-alone-Betrieb
ist diese Konfiguration jedoch als "erweiterungswuerdig" zu bezeichnen. Alle
diese Preise sind jedoch "Normalkundenpreise". Studentenrabatte (bei Apple
um die 25%) wuerden die Produktpalette um einiges attraktiver gestalten.

Geduld sollte man bei Atari besitzen, denn hier ist mit der Markteinfuehrung
nicht vor dem Herbst zu rechnen. Wie bei Atari ueblich wurde jedoch keine
Jahreszahl genannt. An Entwickler soll jedoch eine Vorversion schon ab Ende
April ausgeliefert werden. Preislich will man unter allen bisher genannten
Mitbewerbern liegen, im Gespraech sind Betraege um die 7000 DM. Auf genaue
Zahlen liess sich Herr Mester nicht festlegen. Enttaeuschend war die Antwort
auf meine Standardfrage nach der Foerderung von Hochschulen und Studenten.
Dieses sei, so der Atari-Vertreter, "Haendlersache". Gegebenenfalls wuerde
man sich mit dem Haendler arrangieren. Als Plattform sein UNIX SVR4 bietet
Atari den TT mit 68030 mit 32 MHz (16 MHz Memory Subsystem), 68882
Mathe-Coprozessor, 8 MB RAM (4 MB TT RAM, 4 MB ST RAM), 200 MB Platte und
19" Monitor an. Insgesamt hinterliess dieses Gespraech bei mir den Eindruck,
als sei man sich bei Atari ueber die Vermarktung dieses doch etwas
wartungsintensiveren Produktes noch nicht ganz schluessig. Als Abnehmerkreis
stellt man sich auch bei Atari Hochschulen, kleinere Betriebe und
Abteilungen sowie Anwender von Grafikworkstations vor. Man selber sieht sich
bei Atari nicht als Konkurrenz zu den Anbietern von 386er Rechnern.

Waehrend bei den Herstellern von 68xxx- bzw. SPARC-basierten Geraeten der
Hersteller des Rechners und Betriebssystemvertreiber in Personalunion
auftreten, findet man im 386 Markt eine Reihe von bereits bekannten Firmen,
die das Betriebssystem unabhaengig vom Rechner anbieten. Einen eventuell
vorhandenen Preisvorteil muss man sich in einer mehrstuendigen
Installationsession erarbeiten. Auch findet man das Konzept des
"Baukasten-UNIX" nur hier (... und bei Apple), waehrend man bei den
Nicht-Intels eher fertig installierte Komplettpakete erwirbt. Das wird dem
angestrebten Workstation-Image dieser Anbieter auch eher gerecht.

Martin Seeger , ms@informatik.uni-kiel.dbp.de

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